MGM-31 Pershing Rakete

Es war einmal 1983, kurz vor’m Atomkrieg…

„Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher war (nicht nur) in den 1980-er Jahren ein geläufiges Lied, doch noch bekannter war damals das Spottlied auf dessen Melodie von Ludwig Hirsch. „Alles, alles geht vorbei – durch die Pershing II!“, sang er einst und Hunderttausende taten es ihm gleich. Doch daran erinnern können sich wenige, schien es doch viel eher Spaß als Ernst zu sein. Kurz vor dem Atomkrieg standen wir schon einige Male. Bei der Kuba- und Berlinkrise. Doch auch 1983 – ausgelöst durch die Rakete MGM-31.

Die in Amerika produzierte MGM-31 wurde nach dem US-General des 1. Weltkrieges John Joseph Pershing benannt. Benutzt wurde sie im militärischen Bereich in der Zeit des Kalten Krieges zwischen 1947 und 1989, wobei es 1981 zum Höhepunkt kam. Von dieser Raketenart gab es zwei Versionen, wovon nur erstere in Deutschland stets abschussbereit und letztere lediglich in der Republik stationiert war.

Die MGM-31-Pershing-Rakete Typ I

Die Pershing war eine Kurzstreckenrakete mit einer maximalen Reichweite von 740 Kilometern. Mit einer Länge von ca. 10 Metern und einem Umfang von ungefähr 1 000 Millimetern unterschied sie sich äußerlich kaum von ihrer Nachfolgeversion. Auf 150 bis 300 Meter genau konnte getroffen werden. Mitte der 1960-er Jahre kamen 79 Stück davon nach Deutschland, verteilt auf einen Standort in Oberbayern und einen in Nordrhein-Westfalen. 169 standen in den USA.

Die Nachfolgeversion – MGM-31-II

Die Pershing MGM-31 Rakete

Der Typ II unterschied sich vor allem mit der doppelt so weiten Reichweite von ihrem Vorgänger. Außerdem war die Treffergenauigkeit um bis zu 250 Meter genauer.
Nachdem der Nato-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979 erfolglos und die Abrüstung ausblieb, wurden nun ausschließlich in Deutschland solch artige MGM-31 stationiert. Daraufhin gab es deshalb viele Demonstrationen, die bekannteste von ihnen fand im Bonner Hofgarten in den Jahren 1981 – 1984 mit über 300 000 Teilnehmern statt. In Anlehnung an die eigentliche Bezeichnung der Rakete entstand auch der Spottname „Petting“.

1981 spitzte sich die Situation erneut zu, als sich der sowjetische Geheimdienst KGB, aufgrund der NATO-Stationierung der Atomraketen neuerer Art in Deutschland, einmischte. Er startete die wichtigste östliche Operation während des gesamten kalten Krieges: RJaN. Deren Ziel war es, im Westen nach den kleinsten Anzeichen von Angriffen Ausschau zu halten. Diese Spannungen zwischen Ost und West kamen 1983 zum Höhepunkt und waren mit ihren Auswirkungen und Gefahren vergleichbar mit denen der Berlin- und Kubakrise (1961 und 1962).

8. Dezember 1987 – Der Wendepunkt

An diesem Tag kam es zu einer schriftlichen Einigung zwischen der Sowjetunion und Amerika, dem INF- (auch Washingtoner-)Vertrag. Diese Verhandlung bezeichnet das gemeinsame Abkommen der beiden Länder. Ein Produktionsverbot von allen Flugobjekten mit kürzerer oder mittlerer Reichweite.
In den Jahren danach kam es daraufhin endlich zur erhofften Abrüstung. Bis 1991 wurden alle jemals produzierten Pershing I oder II Raketen demontiert oder zerstört. Mit memoirischen Ausnahmen. Eins dieser übrig gebliebenen Flugträger ziert heute noch den Platz vor der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. Ein anderes steht in der Zufahrt eines ehemaligen Standorts und verbreitet auch heute noch ein mulmiges Gefühl.